Aktu­el­les pro­jekt

Ausschnitt aus einem wittelsbachischen Stammbaum, Holzschnitt, Landshut 1501
(München, Bayerische Staatsbibliothek, Einbl. XI,1043-1/3)

Dyna­stisch-genea­lo­gi­sche Wer­ke des 15. und frü­hen 16. Jahr­hun­derts in den wit­tels­bachi­schen Ter­ri­to­ri­en. Edi­ti­on und Erschlie­ßung bis­lang unbe­kann­ter sowie weit­ge­hend unbe­ach­te­ter genea­lo­gi­scher Tex­te

Pro­jekt­lei­tung: Dr. Ant­je Thum­ser (Ber­lin) und Prof. Dr. Peter Schmidt (Ham­burg)


Seit dem aus­ge­hen­den Mit­tel­al­ter ist in den wit­tels­bachi­schen Lan­des­herr­schaf­ten ein reges dyna­stisch-genea­lo­gi­sches Inter­es­se zu kon­sta­tie­ren. Das im Umkreis der Höfe wie auch in histo­risch inter­res­sier­ten Klö­stern gesam­mel­te, gege­be­nen­falls auch krea­tiv her­vor­ge­brach­te Wis­sen zur Geschich­te der Dyna­stie wur­de in knap­pe Listen ein­ge­tra­gen, es ging in klei­ne­re und grö­ße­re Chro­ni­ken ein, fin­det sich aus­schnitt­haft in histo­ri­schen Noti­zen, wur­de in Stamm­ta­feln dia­gram­ma­tisch ange­ord­net, wur­de, erläu­tert durch Titu­li und ergänzt um beglau­bi­gen­de Wap­pen­ab­bil­dun­gen, in auf­wen­dig gestal­te­te Stamm­bäu­me über­tra­gen oder als Bild­pro­gramm in Hand­schrif­ten oder auf Wän­den visua­li­siert. Die den Wer­ken jeweils zugrun­de lie­gen­den Kon­zep­te zeu­gen davon, dass die Vor­stel­lun­gen von der Her­kunft und der dyna­sti­schen Kon­ti­nui­tät des Geschlechts in den wit­tels­bachi­schen Ter­ri­to­ri­en kei­nes­wegs völ­lig über­ein­stimm­ten. In Ingol­stadt, Mün­chen und Lands­hut kon­stru­ier­te man auf je unter­schied­li­che Art eine baye­ri­sche Herr­sch­erfol­ge von den mythi­schen Ursprün­gen bis in die Zeit der aktu­ell amtie­ren­den Her­zö­ge. Am Hei­del­ber­ger Hof favo­ri­sier­te man dage­gen den dyna­sti­schen Neu­be­ginn mit dem Über­gang der Pfalz bei Rhein an die Wit­tels­ba­cher und setz­te nach­fol­gend den Schwer­punkt auf die Kur­wür­de. Wäh­rend eini­ge die­ser Wer­ke – allen vor­an die gro­ßen Lan­des­chro­ni­ken des Andre­as von Regens­burg, Hans Ebran von Wil­den­berg, Ulrich Fue­trer und Veit Arn­peck – bereits seit gerau­mer Zeit ediert und mehr oder weni­ger inten­siv erforscht sind, war­ten ande­re ent­we­der gänz­lich unbe­kann­te oder an abge­le­ge­nen Orten ver­öf­fent­lich­te Über­lie­fe­rungs­zeu­gen noch auf eine ange­mes­se­ne wis­sen­schaft­li­che Auf­ar­bei­tung.


Die Fül­le des genea­lo­gi­schen Wis­sens wie auch die media­le Vie­falt der Ver­mitt­lungs­mög­lich­kei­ten soll der For­schung in einer Antho­lo­gie zugäng­lich gemacht wer­den. Neben der kri­ti­schen Edi­ti­on wird eine umfas­sen­de Erschlie­ßung der Wer­ke ange­strebt. Bei der Aus­ar­bei­tung der Edi­ti­on und der Arbeit an den Tex­ten steht eine Grup­pe von Wis­sen­schaft­lern bera­tend zur Sei­te. Hier­für konn­ten Roman Deu­tin­ger (Mün­chen), Otfried Krafft (Mar­burg), Mat­thi­as Kuhn (Mün­chen), Chri­stof Pau­lus (Augs­burg), Jörg Schwarz (Inns­bruck) und Mat­thi­as Thum­ser (Ber­lin) gewon­nen wer­den. Als Spe­zia­li­sten lie­fern sie Bei­trä­ge zu The­men­kom­ple­xen, die für das Ver­ständ­nis der Wer­ke und ihre Ein­ord­nung von beson­de­rem Wert sind und mit­hin die Grund­la­gen schaf­fen, auf denen eine sinn­vol­le Beschäf­ti­gung mit den Wer­ken über­haupt erst mög­lich wird. Da die Tex­te, von weni­gen Aus­nah­men abge­se­hen, recht umfang­reich sind, wird eine Publi­ka­ti­on in zwei Bän­den ange­strebt. Der erste Band erhält die Funk­ti­on eines Kom­men­tar­ban­des. Er führt zum einen in die Wer­ke ein und ver­sam­melt zum ande­ren Bei­trä­ge, die die­se umfas­send erschlie­ßen sol­len. Der zwei­te Band ent­hält die kri­ti­sche Edi­ti­on der Tex­te und die Regi­ster. Das Pro­jekt wird von der Kom­mis­si­on für baye­ri­sche Lan­des­ge­schich­te an der Baye­ri­schen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten geför­dert. Geplant ist die Auf­nah­me der zwei­bän­di­gen Publi­ka­ti­on in eine ihrer Rei­hen.